Pixabay / jelly
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Leider erleben wir es immer noch täglich, dass uns Mütter schreiben, weil sie im Supermarkt von der Kassiererin oder im Café von einer anderen Mutter dafür verurteilt wurde, dass sie ihrem Kind die Flasche gibt. Oder dass Mütter einen emotionalen Zusammenbruch erleiden, weil sie gerne stillen und somit die Wunderwaffe Muttermilch geben würden, aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht können. Deshalb möchten wir uns gern mit einem offenen Brief an euch wenden.

Liebe Flaschenmamis,

seit unserer Gründung im Oktober 2015 erreichen uns fast täglich Mails und Erfahrungsberichte von Müttern, die eine wirklich komplizierte Zeit hinter sich haben und froh sind, dass sie sich ihren Frust von der Seele schreiben können. Mal erfahren wir, wie sehr die Erstlingsmutter in ihrer sensitiven Zeit im Krankenhaus unter Druck gesetzt wurde hinsichtlich stillen, mal müssen wir lesen, wie sehr sich die Frauen selbst so sehr unter Druck gesetzt haben wegen des Stillens, dass ein normales, entspanntes und glückliches Zusammenleben mit ihrem Baby anfangs kaum möglich war. Viel zu selten erreicht uns Post von Mamis, die sich bereits vor der Geburt und gleich zu Beginn der Babyzeit bewusst für die Flasche entschieden haben, um ihrem Kleinen und sich selbst unnötigen Stress zu ersparen.

Natürlich ist Muttermilch in erster Linie das Beste für das Kind. Das steht außer Frage. Wäre dem nicht so, würden wir Mütter uns nicht so tiefgehende Gedanken darüber machen, ob wir unserer Aufgabe wirklich gerecht werden, wenn wir die Flasche geben – aus welchen Gründen auch immer. Im Leben jeder Mutter kommt der Moment, indem sie ihre Entscheidung hin zur Flasche hinterfragt. Hätte ich nicht vielleicht doch stillen sollen? Was wäre gewesen, wenn ich dem Druck noch länger standgehalten hätte? Was, wenn mein Baby sich nach anfangs schwierigen Wochen doch noch dazu entschieden hätten, an der Brust zu trinken? Was, wenn ich nur noch mehr Hebammen und Stillberater aufgesucht hätte? Vielleicht war meine körperliche Verfassung doch gar nicht so fatal schlimm, wie ich es in Erinnerung und meist sogar auf ärztlichem Papier habe?

Wir haben ein Bauchgefühl

Doch die große Frage ist, wie rational wir in diesem Moment reagieren. Hinterfragen wir all unsere Entscheidungen als Mutter oder werfen wir stattdessen einen Blick auf unser Baby? Unser Kind ist der Spiegel all unserer Entscheidungen. Dieses kleine Lebewesen zeigt uns jeden Tag, ja jeden Moment, was wir richtig machen und was wir falsch machen. Füttern wir etwas, das es nicht mag, lässt es uns das sehr früh wissen. Verträgt es die Nahrung nicht, für die wir Mütter uns entschieden haben, reagiert es mit einem verzogenen Gesicht, Bauchschmerzen, Durchfall oder sogar Fieber. Trinkt das Baby nicht genug, merken wir das aufgrund seines körperlichen Befindens. Hat es Hunger, hören wir das sehr deutlich.

Was wir allerdings auch sehen, ist das Lächeln, das uns unser Kind täglich schenkt. Dieses Lächeln sollten wir stets als Beweis dafür ansehen, dass das, was wir machen, richtig ist. Es ist vielleicht nicht das Allheilmittel und auch nicht unbedingt das, was in einem Erziehungs- oder Ernährungsratgeber für Säuglinge steht. Aber es ist das, was unser Kind glücklich macht. Mein Kind. Dein Kind. Das Kind, das bei seiner Mutter im Café im Arm liegt und gestillt wird. Das Kind, das im Einkaufswagen sitzt, während seine Mutter Milchpulver kauft.

Wir kamen nicht als Mütter zur Welt

Keine Frau auf Erden kam als Mutter zur Welt. Wir alle mussten erst selbst ein Kind bekommen, um zu erfahren was es heißt, Verantwortung zu tragen für einen anderen Menschen, der so sehr auf uns angewiesen ist wie niemand sonst. Ein kleiner Jemand, der uns naturgegeben vertraut und sich darauf verlässt, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen, stets in seinem Wohl und Sinne.

So unsicher eine jede Frau am Anfang dieser neuen Rolle ist und es womöglich für immer bleiben wird, so fair sollte sie gegenüber anderen Frauen sein, die in derselben Situation sind wie sie selbst. Jede Mutter kennt ihr Kind wie niemand sonst. Als Mutter weißt du, wann dein Kind welches Bedürfnis hat und wie du es stillen kannst – oftmals eben nur das Bedürfnis, nicht das Kind selbst. Vielleicht hast du eine Mutter, Schwiegermutter, Tante oder Großmutter, die dir ständig Tipps gibt, ungefragt und oftmals entgegen dessen, was du dir für dein Kind überlegt hast. Viel zu oft ärgerst du dich über Fremde, die ihren Kommentar dazu abgeben, wie du dein Kind hältst, wie du es wickelst, wie du es fütterst, wie du es in den Kinderwagen gelegt hast, wie du es angezogen hast, wo du mit ihm hingehst, wie du mit ihm sprichst. Wieso möchtest du also selbst Teil dieses Ärgernisses sein?

Stillen oder nicht – verurteilen hilft nicht

Verurteile andere Mütter nicht dafür, dass sie nicht deiner Meinung sind. Deine Meinung ist, wie der Ausdruck bereits sagt, deine Meinung. Sie ist wichtig, sie hat einen Grund, sie ist reflektiert, sie beruht auf Wissen, das du dir angeeignet hast – und sie ist deins. Deins allein. Dein Eigentum und damit ein wertvolles Gut. Fragt dich jemand, was du von etwas hältst oder wie du es machen würdest, dann freue dich darüber, dass jemand deinen Rat hören möchte und an deiner Erfahrung interessiert ist. Denn Austausch ist wichtig, jede Mutter kann von einer anderen noch etwas lernen – und seien es nur Kleinigkeiten.

Das ist es, was wir uns auch für Nuckelchen.de wünschen. Wir möchten sehr gern, dass ihr eure Erfahrungen mit uns und anderen Müttern teilt. Einige Mütter können sich mit dem Geschriebenen identifizieren, andere leiten aus den Erfahrungsberichten ihre eigenen Entscheidungen ab. Viele finden durch die Geschichten anderer neuen Mut, sich mit dem eigenen Erlebten auseinander zu setzen. Und das ist wundervoll und wir möchten euch sagen, dass wir euch hierbei unterstützen möchten.

Danke, dass wir euch kennenlernen dürfen

Wir sind dankbar dafür, dass wir ein Teil dieses Gedankenaustausches sein dürfen. Solltet ihr also das Bedürfnis haben, mit jemandem über eure Erfahrungen zu sprechen oder solltet ihr Fragen haben – zum Thema Stillen, Fläschchengeben, Beikost oder was euch sonst auf dem Herzen liegt – schreibt uns sehr gern eine Nachricht. Die fachlichen Fragen beantworten wir euch gern mithilfe gut recherchierter Quellen und Expertengespräche – für die emotionalen Fragen sind wir und demnächst auch Victoria, Psychologin, für euch da. Victoria berät euch gern in persönlichen Anliegen und liefert euch Antworten auf Fragen, die sich vermutlich jede Mutter stellt, aber nicht unbedingt traut, sie laut auszusprechen.

Wenn ihr etwas auf dem Herzen habt, füllt einfach das Kontaktformular aus. So finden wir zueinander. Und wenn ihr mal wieder von einer anderen Mutter verächtlich mit einem schmerzlichen Kommentar getroffen werden – oder ihr euch selbst dabei ertappt, wie ihr eine andere Mutter kritisiert, atmet bitte tief durch und denkt daran, dass aus jedem selbst in diesem Augenblick die eigene Unsicherheit spricht. Das ist normal, absolut menschlich und vor allem: mütterlich. Und damit eigentlich auch schon wieder ein Kompliment.

 

Eure Nina

Nuckelchen.de-Redaktion

 

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