Allen Mütter da draußen, die nicht stillen können, hat Julia H. aus dem Saarland hier auf “Nuckelchen” kürzlich einen Brief geschrieben. Das Echo war wunderschön. Heute schreibt sie euch wieder – über einen Satz, den ihr bestimmt alle schon einmal gehört habt.
Liebe Mama da draußen, die nicht stillen kann,
ich bin’s wieder, deine Julia.
Ich habe meine beiden Kinder ambulant entbunden. Nur der Kleine kam spät abends, so dass ich bis zum nächsten Morgen im Krankenhaus geblieben bin.
Auf der Station habe ich gleich von der Erfahrung bei meinem ersten Kind berichtet und gesagt, dass ich zufüttern werde. O- Ton der Krankenschwester: “Die Flasche ist halt der einfachste Weg”. Ob das so stimmt …
Liebe Mama, dazu habe ich einige Denkanstöße:
- Ich muss das Fläschchen immer frisch zubereiten, auch nachts. Ich kann nicht einfach die Brust auspacken, um mein Kind zu füttern. Ist das wirklich einfacher?
- Ich mache mir Gedanken, welche Milch zu meinem Kind passt, muss vielleicht mehrfach wechseln? Der einfachste Weg?
- Ich muss schauen, welche Sauger mein Kind akzeptiert. Auch hier kann es sein, dass ich ausprobieren muss. Wirklich so einfach?
- Ich muss mit Anfeindungen rechnen. Der einfachste Weg?
- Ich kann nicht stillen, mich quälen vielleicht Selbstvorwürfe? Der einfachste Weg?
- Ich muss mit der Intoleranz anderer, manchmal unverschämter Mütter umgehen. Findest du das einfach?
Dies und viel mehr zeigt, wie viele Gedanken man sich grade als Flaschenmama vielleicht macht. Es ist so unfair von anderen Menschen, uns zu verurteilen.
Ich kann nur inständig hoffen, dass diese intoleranten Mütter, die im Übrigen am lautesten nach Toleranz schreien, es schaffen, ihre Kinder zu weltoffenen, toleranten Erwachsenen zu erziehen.
Liebe Mama, du gehst eben nicht den einfachsten Weg. Das Allerwichtigste: Du gehst deinen Weg mit deinem Kind.
Ich wünsche dir eine schöne Zeit,
Deine Julia
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Brief an die Mama da draußen, die nicht stillen kann