(c) sherwood / pixabay.com
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Maria (29) lebt in Dayton/Ohio in den USA und macht sich schwere Vorwürfe, dass ihr Sohn nicht von ihrer Muttermilch allein satt wird. Nur wenige Wochen nach der Geburt muss sie wieder in die Arbeit zurück – und sich deshalb erneut damit auseinandersetzen, was wirklich das Beste für ihr Kind ist. In ihrem Erfahrungsbericht lässt sie uns an ihrer Entscheidung teilhaben, mit der sie mittlerweile gut leben kann.

“Ich lebe in Ohio und habe vor knapp sieben Wochen mein Kind bekommen. Meine Schwangerschaft verlief problemlos. Mein Kind kam drei Wochen zu früh, und innerhalb von acht Stunden. Es ist mein erstes Kind und es ging auch relativ schnell voran. Um zirka 11:00 Uhr morgens an einem Montag war meine Fruchtblase geplatzt und ich habe meine Krankenschwester angerufen, die mir riet ins Krankenhaus zu kommen. Gegen 1:00 Uhr nachts war ich endlich dort, der Muttermund rund sechs Zentimeter weit. Dort dachte ich, dass ich keine Schmerzmittel (epidural) brauchen würde, da ich eh alles so natürlich wie möglich halten wollte. Jedoch habe ich schon kurz danach meine Meinung geändert und mir wurde eine PDA gesetzt.

Leider hat es beim ersten Mal nicht richtig geklappt, ich hatte halbseitig höllische Schmerzen und die PDA musste nochmal neu gesetzt werden. Um 20:13 Uhr war dann mein Engel da. Ein kleiner Junge. Sie haben ihn mir sofort skin-to-skin auf die Brust gelegt und haben dann den Raum verlassen mit den Worten “we leave you two alone” (“Wir lassen Sie beide mal alleine”, Anm. d. Red.). Ich war so seelig und aber auch müde, sodass wir beide, anstatt Stillversuche zu machen, eingeschlafen sind. Wir haben regelrecht verpennt zu stillen.

Auf der Intensivstation war Stillen kaum möglich

Ungefähr zwei Stunden später wurde der Kleine dann untersucht und man hat geringe Zuckerwerte bei ihm festgestellt. Mein Mann hat ihm sofort die Flasche gegeben, um die Werte zu bessern. Leider half das nichts und ihm musste ein Flüssigkeitstropf gelegt werden. Dann kam er zur Untersuchung. Die Zeit verstrich und Mutter und Kind waren Stationen voneinander entfernt.

Ich habe die weiteren Tage damit verbracht mir Gedanken zu machen, was mit ihm nicht stimmt, und habe nur minimal Zeit in meinem Bett oder auf meiner Station verbracht. Körperlich hatte ich so viele Endorphine oder Oxytocin im Blut, dass ich die Schmerzen meines Körpers ignoriert habe. Nach zwei bis drei Tagen kam meine Vormilch und die Krankenschwester, die mir gezeigt hat, wie man stillt, hat mir schmerzhaft beigebracht, wie man Milch aus seiner Brust rausstreicht. Keiner kam rein um mir zu zeigen, wie meine Pumpe funktioniert oder wie oft ich pumpen sollte. Das kann aber auch daran liegen, dass ich die meiste Zeit in der Neugeborenen-Intensivstation verbracht habe.

Dort habe ich dann mehr Hilfe bekommen von einem Spezialisten, der erst beim Anlegen zugeschaut und dann ein Stillhütchen empfohlen hat. Mit eben diesem ging es dann auch super mit dem Stillen. Nur leider war mein Sohn immer ganz schnell am Einschlafen und ich habe mich ständig gefragt, ob er genug zu essen bekommt. Mein Kleiner war eine Woche lang auf der Station und hatte dann auch noch Gelbsucht, die behandelt wurde. Dadurch hatte er so viele Kabel an sich, die das Stillen auch ein bischen stressig gestalteten. In den ersten Tagen habe ich viel geweint, war emotional beschäftigt, dass ich mein Kind nicht so oft in meinen Arm halten konnte, weil es bestrahlt werden musste.

Wenn mein Sohn Muttermilch trank, war es immer zu wenig

Nach einer Woche aber hatten wir beide den Dreh raus mit Stillen. Zwar hat er nur mit Stillhütchen getrunken, dafür habe ich aber gemerkt, dass er immer etwas hatte. Ich habe mir also nicht unbedingt Sorgen gemacht, dass er nicht satt wird. Das Problem mit der Pumpe hatte ich auch noch behoben, bevor ich mit dem kleinen aus der Intensivstation entlassen wurde. Ein Lactation-Spezialistin hat mir geholfen, den richtigen Aufsatz für die Elektro-Pumpe zu finden. Nachdem sie mir auch mal beim Pumpen zugeschaut hat, habe ich mich gleich viel wohler gefühlt. Eine Woche Stress in der Klinik war beendet und wir durften nach Hause.

In der vierten Woche nach der Geburt meines Sohnes hatte er einen kleinen Wachstumschub und fast stündlich getrunken. Was ich dazu sagen muss ist, dass mein Mann eine super Hilfe. Ich konnte ihm meine abgepumpte Milch geben und er fütterte damit das Baby, damals wie heute. In der sechsten Woche hatten wir dann einen Check-up beim Kinderarzt und der meinte sofort, dass der Kleine die für sein Alter vorgesehene Wachstumskurve nicht erreicht und darüber hinaus auch wieder gelb war am Körper. Bis dato hatte ich nichts Ungewöhnliches bei ihm bemerkt. Mein Sohn ist zwar an der Brust eingeschlafen, hatte sich aber nie bemerkbar gemacht, dass er noch Hunger hatte.

Seine Bilirubinwerte waren bei 12,8 und bei seinem Alter lag der Grenzwert bei 12,5. Er war also zu hoch. Dann sagte sein Kinderarzt mir, ich solle mehr abpumpen und den Kleinen alle zwei Stunden füttern. Ich sollte genau darauf achten, wie er zunimmt, und unbedingt zufüttert, sollte mein Junge es brauchen. Was sie zu mir gesagt hat – “there should always be something left in the bottle” (“In der Flasche sollte immer ein Rest zurückbleiben”, Anm. d. Red.) – hat dann auch Sinn gemacht. So haben wir mehr und mehr zugefüttert. Dabei habe ich auch gemerkt, dass meine Milchproduktion einfach nicht ausgereicht hat. Trotz dem Abpumpen alle zwei bis drei Stunden habe ich nicht mehr als 60ml produziert, was nur ein Drittel von dem war, was er getrunken hat.

Ich machte mir unendlich viele Vorwürfe

Natürlich habe ich mir da schon Vorwürfe gemacht, dass ich das nicht früher gemerkt hatte? Sätze wie ‘Was für eine Rabenmama bin ich?’ ‘Wie kann ich nicht merken, dass was nicht in Ordnung ist?’ ‘Warum kann ich nicht stillen wie alle anderen auch?’ haben mich verfolgt. Das macht einem schon zu schaffen. Es ist natürlich auch nicht gerade förderlich, wenn man weiter abpumpen will. Also habe ich mich bewusst hingesetzt und habe Stilltees probiert und auch versucht, bewusst viel mehr Wasser zu trinken. Das Ganze ist momentan aber auch nicht viel besser. Meine Produktion stagniert. Dafür bin ich jetzt aber froh, dass es meinem kleinen Nuckelchen besser geht. Innerhalb von vier Tagen unter Zwe-Stunden-Drill hat er von 8,4 Pfund auf 9,4 Pfund zugenommen und seine Bilirubinwerte sind von 12,8 auf 6 gefallen. Mein Sohn macht sich prächtig und scheint sich wohlzufühlen.

In einer Woche geht es wieder zurück in die Arbeitswelt und ich bin ehrlich gesagt schon mit dem Gedanken überfordert, wie ich in der Arbeit weiter abpumpen soll, wenn der Kleine eh nur so wenig davon abbekommt am Ende? Leider lebe ich auch in einem Land, in dem die Kinderquote zwar höher ist als in Deutschland, leider aber kein gutes Support-System für Familien besteht. Es ist erst sechs Wochen nach der Geburt und ich habe leider keine andere Wahl, als wieder zur Arbeit zu gehen, weil es hier kein Kindergeld, Elternzeit oder Mutterschutz gibt.

Mein Kind merkt doch, wenn ich Stress habe

Ich denke nun aber anders und denke positiver. Natürlich wollte ich mindestens sechs Monate oder sogar bis zu einem Jahr stillen. Aber jetzt sehe ich es eher so: Nur sechs Wochen stillen ist besser als garnicht. Ich stille und füttere zu so lange wie es geht, und wenn es nicht mehr geht, dann geht es eben nicht. So einfach ist es. Ich bin emotional an dem Punkt angelangt, dass der Stress, ständig zu pumpen und zu ‘funktionieren’, negativer ist als alles andere. Mein Nuckelchen merkt doch, dass da was nicht stimmt. Seitdem ich diese Entscheidung getroffen habe, bin ich auch zufrieden damit. Ich wünschte, dass wir viel mehr Erfahrungen austauschen und einfach mehr drüber reden würden, wie schwer Stillen sein kann. Besonders in der Zeit, in der wir heute leben. Ich bin froh, dass ich diese Seite hier gefunden habe, die mir Mut gibt, dass ich nicht alleine bin.”

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