(c) pixabay.com / pavelkraus
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Schnuller sind Helfer. Schnuller sind böse. Schnuller machen dein Baby abhängig. Schnuller machen dein Baby glücklich. Schnuller sorgen für Babys erste Zahnspange und hohe Zahnarztkosten. Schnuller sind Fluch und Segen zugleich. Doch wie gefährlich sind die kleinen Gumminuckel wirklich? Und warum eigentlich? Wir gehen den wichtigsten Fragen auf den Grund.

Als mein Baby erst zwei Nächte alt war, bekam es im Kinderzimmer des Krankenhauses einen Schnuller in den Mund gesteckt. Damit würde der natürliche Saugreflex des Kindes befriedigt, hieß es, und dadurch würde es aufhören zu weinen. Seitdem bekommt mein Nuckelchen regelmäßig den Schnuller – sehr zum Leidwesen anderer Leute. Die sagen: “Damit ruinierst du die Zähne deines Kindes!” und “Außerdem schürst du so die erste Sucht des Kleinen.” Harte Worte, die Mami schwer verunsichern. Doch was ist dran am Schnuller-Mythos?

Wie gefährlich sind Schnuller wirklich?

Die gute Nachricht zu allererst: Gefährlich sind diese kleinen Nuckel gar nicht. Zumindest nicht, wenn man ein paar Dinge bei der Benutzung beachtet. Eine allgemeine Warnung, die gegen den Einsatz des Saugers ausgesprochen wird, ist also unbegründet.

Schüren Schnuller das Suchtpotenzial?

Ob man bei Babys wirklich schon von einem Suchtverhalten sprechen kann, sei dahingestellt. Sicher ist jedoch, dass ein Kind nicht unbedingt nur dann zum Schnuller greift, wenn es ihn wirklich braucht, sondern auch dann, wenn es schlichtweg die Möglichkeit dazu hat. Je besser das Baby also Zugriff auf seinen Saugefreund hat, desto mehr benutzt es ihn auch. Normalerweise gilt das Saugbedürfnis eines Säuglings schon nach wenigen Minuten als gestillt.

Schnuller als Altersvorsorge für Ärzte

“Wenn dein Kind einen Schnuller hat, braucht es später eine Zahnspange!” – solch einen Satz hast du vielleicht schon oft gehört. Tatsächlich kann es sein, dass sich der Kiefer entsprechend der Dauernutzung eines Nuckels verändert. Verwendet ein Kind ihn noch, nachdem es bereits die bleibenden Zähne bekommen hat, kann es zu Fehlstellungen der Zähne kommen, die später kostspielig beim Zahnarzt behoben werden müssen. So lange das Baby noch Milchzähne hat, trainiert die Benutzung eines Nuckis sogar die Mundmuskulatur, weiß Kristin Richter von der Praxis für ästhetische Zahnheilkunde von Dr. med. dent. Horst Stoltenberg.

Tatsächlich ist der Zahnarzt aber nicht der einzige Doktor, der sich aufgrund der kleinen Sauger mit deinem Kind beschäftigt: Nuckel sind potenzielle Keimträger. Sie liegen auf dem Boden herum, werdem von deinem Kind in den Dreck getunkt oder von den kleinen verschmutzten Fingerchen geknetet. Das Ende vom Lied können Mageninfekte sein, die Durchfall und Erbrechen mit sich bringen können – oder sogar Ohrinfektionen. Deshalb die Nuckis bitte auch hin und wieder sterilisieren – und niemals selbst in den Mund nehmen um ihn zu “säubern”

Saugen gegen den Plötzlichen Kindstod

Glaubt man Studien aus England oder auch Neuseeland, könnte man sagen, dass es tatsächlich Hinweise darauf gibt, dass das Schnullern einen “möglichen schützenden Effekt” haben kann, so DDr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde aus Österreich. Das Saugen am Nucki sorgt dafür, dass das Kind bewusst Vorgänge steuert wie atmen oder schlucken. Manche sagen auch, dass der Schnuller aufgrund des großen Schilds verhindert, dass Mund und Nase nicht von Stoffen wie Decken, Kissen oder Plüschtieren verdeckt werden können. Zweifelsfrei lassen sich diese Hinweise derzeit aber noch nicht belegen, da die Ursachen für den Plötzlichen Kindstod leider ebenfalls noch Rätsel aufgeben.

Woran erkennt man einen “guten” Schnuller?

Ein Schnuller sollte dem Alter des Kindes entsprechen. Also stecke deinem Baby bitte keine Saugergröße in den Mund, für die es eigentlich noch zu klein ist. Eben dieser Sauger sollte eine bestimmte und unbedingt anatomische Form haben: Weiches, abgeflachtes Saugteil, Löcher in der “Plastikhalterung” des Schnullers, dem so genannten “Schild”. Der Nuckel sollte nicht auf den Gaumen drücken, sondern nach Angaben von Frau Dr. Edith Nadj-Papp aus Ditzingen auf die seitlichen Zähne. Darauf achten mittlerweile aber eigentlich alle großen Hersteller, darunter MAM, Nuk oder auch Avent.

Die Frage nach dem BPA

Noch vor einigen Jahren waren Schnuller durch Bisphenol A (BPA) belastet, einen Schadstoff, der zur Herstellung von Polycarbonat-Kunststoff verwendet wird. Dieser konnte vom Schnullergestell in den Sauger überwandern, egal, ob dieser aus Latex oder Silikon war. Doch inzwischen haben die meisten Hersteller von Schnullern ihre Produktion umgestellt: MAM verwendet bereits seit Jahren ausschließlich BPA-freies Material, nicht zuletzt aufgrund der großen Nachfrage von Seiten der Eltern. Verpflichtend ist die polycarbonatfreie Herstellung aber nicht: Laut EU-Recht beschränkt sich das BPA-Verbot seit 2011 lediglich auf die Produktion von Babyflaschen, nicht auf die Produktion von Schnullern.

Ab wann Schnuller besser abgewöhnen?

Spätestens mit dem Ausfall der Milchzähne sollte das Kind Abschied von seinem Nucki nehmen. Mitunter deshalb, weil es – wie bereits erwähnt – zu Fehlstellungen kommen kann bei den nachwachsenden Zähnen kommen kann. Zum Ende des zweiten Lebensjahr hin ist somit der perfekte Zeitpunkt, dem langjährigen Begleiter “Lebwohl” zu sagen.

Kleiner Tröster, bester Freund

Eltern von Schnullerkindern wissen es selbst: Der kleine Sauger ist weit mehr als einfach nur ein Mittel zum Zweck. Er ist das Allheilmittel in den unterschiedlichsten Lebenslagen, tröstet beim Arzt, hilft beim Einschlafen, ist der beste Freund bei Tag wie bei Nacht. Natürlich ist es hart, seinem Kind dieses Helferlein eines Tages wieder wegnehmen zu müssen. Nicht umsonst gibt es spezielle Ratgeber und Entwöhungsbücher, die Eltern bei dieser Aufgabe helfen sollen. Denn bei einem solchen Versuch können die kleinen Lieblinge zu ausgewachsenen Schreimonstern mutieren. Hochgerechnet auf die Lebenszeit, die wir dank eines Schnullers ruhige Nächte, entspannte Autofahrten und vor allem ein glückliches, zufriedenes Kind hatten, nehme ich die wenigen Wochen der Entwöhnung gern in Kauf.

 


 

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4 Kommentare: Suchtgefahr und schiefe Zähne: Wie gefährlich sind Schnuller wirklich?

  1. Manfred says:

    Interessant, dass ein Nuckel auch die Mundmuskulatur trainiert. Mein Sohn hat seinen Schnuller erst vor seinem 4. Geburtstag abgelegt. Meine Tochter ist 3 und benötigt ihn nachts noch. Ich habe Vertrauen, dass das von alleine aufhört. Da ihre Zähne vorne schief sind, werden wir aber mal zum Kieferorthopäden gehen und uns erkundigen.

  2. Franzi says:

    Hallo! Dieser Beitrag ist nett gemeint aber strotzt leider auch vor Fehlinformationen.
    Der Schnuller sollte unbedingt so bald, als möglich abgewöhnt werden. Mit dem Zahnwechsel (ca 6 Jahre) ist es schon viel zu spät! Ich arbeite sehr lange mit Kinder, die ein so genanntes “Lutschgebiss” haben und sollte der Schnuller erst mit ca 6 Jahren abgewöhnt werden bestehen fast unbehandelbare Deformitäten und extrem abgebaute Kau-, Schluck- und Lippenmuskulatur. Schnuller stärken in keinster Weise die Mundmuskulatur, im Gegenteil. LogopädInnen sind hier die Fachkräfte

  3. Laura Urban says:

    Ich kann mich noch erinnern, wie meine Mutter immer gesagt hat, dass ein Schnuller später zwingend den Besuch beim Kieferorthopäden zur Folge hat. Meine Tochter hat aber gerade erst ihre Milchzähne bekommen, ihren Zähnen droht also erstmal keine Gefahr. Aber gut zu wissen, dass man die Schnuller niemals selbst in den Mund nehmen sollte, das war mir nicht bewusst.

  4. Amalia B says:

    Vielen Dank für diesen Artikel. Gut zu wissen, dass der Schnuller ab dem Zahnwachstum auf jeden Fall abgewöhnt werden sollte. Ich denke nicht, dass ein Kind dann gleich eine Zahnspange braucht nur weil es den Schnuller zu lange hatte, aber da müsste man warscheinlich einen Kieferorthopäden fragen.

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